Geschichte

Schlehdorf blickt auf eine mehr als 1250-jährige Geschichte zurück. Die erste urkundliche Erwähnung von „villa slehdorf“ in Form der Gründungsurkunde des Klosters Schlehdorf-Scharnitz stammt vom 29. Juni 763. Ausgrabungen auf dem Dorfanger in Schlehdorf brachten zutage, dass vermutlich dort auch das erste Kloster der Benediktiner stand, das als Eigenkloster der Huosi, einem mächtigen Adelsgeschlecht, gegründet wurde. Die Gründung erfolgte im Einverständnis mit dem damaligen Bayernherzog Tassilo III. Während der Ungarnstürme um 950 verlieren sich weitgehend die Spuren des Klosterlebens in Schlehdorf.

Über diesem vermutlich ersten Kloster, am südlichen Ortsrand von Schlehdorf, errichteten 1140 die Augustiner Chorherren ein neues Kloster. Fast 600 Jahre hatte dieses dort seinen Bestand. Im Jahr 1784 brannten Klosteranlagen und Kirche nahezu vollständig ab. Heute befindet sich auf dem damaligen Klosterareal das Seniorenwohn- und Pflegeheim der Gemeinden Schlehdorf-Großweil. Zum Zeitpunkt des Brandes war allerdings der dritte Bau eines Klostergebäudes auf dem Kirchbichl, so wie er heute dort oben noch zu sehen ist, fast schon abgeschlossen. Der Neubau des Stiftes und der Kirche auf dem Kirchbichl wurde im Jahr 1718 begonnen, um den wiederholten Überschwemmungen auf dem tiefer liegenden, sumpfigen Gelände zu entgehen. Der Neubau verzögerte sich wegen Geldmangels immer wieder. Die Einweihung der Klosterkirche, die von ihrer Größe her als Wallfahrtskirche angelegt war, erfolgte erst 1780.

Die Säkularisation von 1803 führte dazu, dass die einstige Klosterkirche in das Eigentum des Bayerischen Staates überging und seither als Pfarrkirche dient. Das Klostergebäude selbst wechselte nach 1803 mehrmals den Besitzer und wurde schließlich 1904 von den Missionsdominikanerinnen von King William’s Town als Aussendungskloster für die Missionsarbeit erworben. 1927 komplettierten die Schwestern mit dem Anbau des Nordflügels die Bauplanungen der Augustiner Chorherren.

Die Schwestern des Ordens arbeiten noch heute in Süd-Afrika, Süd-Amerika und in Deutschland. In Schlehdorf gründete der Orden 1952 eine Haushaltungsschule und 1954 eine Mädchenrealschule, die weit über die Grenzen unserer Gemeinde hinaus einen hervorragenden Ruf genießt und ab dem Schuljahr 2003 als sechsstufige Realschule für Mädchen geführt wurde. Seit dem Schuljahr 2014/15 hat sich die Schule auch für Jungen geöffnet und trägt den Namen Erzbischöfliche Realschule St. Immaculata Schlehdorf.

Die Haushaltungsschule ist mittlerweile aufgelöst und an deren Stelle betrieben die Schwestern von 1992 bis 2017 ein Gäste- und Seminarhaus. 2020 wurde das Klostergebäude an eine Wohnungsbaugenossenschaft, die „Wogeno München“, übergeben. Die Missionsdominikanerinnen zogen in ein kleineres Gebäude am Fuße des Klosters um.

Die einzigartige Bauweise des Ortskerns, die einem römischen Kastell gleicht, ist auf die fast vollständige Zerstörung des Ortes durch eine verheerende Brandkatastrophe im Jahr 1846 zurückzuführen.

Die Neuerrichtung des Dorfes erfolgte auf Anordnung der Regierung in München und wurde auf dem Reißbrett voraus entworfen. Baulinien, Straßenführungen und Kanäle folgten genauen Vorschriften. Im März 1847 steckten die Initiatoren der Neuordnung die Bauplätze des gesamten Dorfes völlig neu ab, mit geraden Straßenzügen und rechtwinkelig angelegten Straßenkreuzungen. Scheunen, Ställe und Wohnhäuser bekamen die gleiche Bauart, ohne Erker, ohne Balkone und ohne vorspringende Dächer. Dazu verliehen die gleich großen Gärten zur Straße hin dem Dorf ein völlig verändertes Aussehen.

Heute leben in der Gemeinde Schlehdorf rund 1.250 Personen. Das Dorf ist trotz des zunehmenden Strukturwandels immer noch sehr landwirtschaftlich geprägt. Gleichzeitig gewinnt jedoch der Tourismus in unserer landschaftlich reizvollen Umgebung immer mehr an Bedeutung und auch ein im Norden des Ortskernes angelegtes Gewerbegebiet setzt neue wirtschaftliche Impulse.

Die Geschichte Schlehdorfs – Zeittafel und Gründungsurkunde PDF zum Download >>

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